02.12.2010
Wrigley Prophylaxe Preis 2010: Für mehr Chancengleichheit in der Mundgesundheitsförderung
Sozial benachteiligte Kinder standen im Fokus gleich mehrerer Arbeiten, die für den Wrigley Prophylaxe-Preis 2010 eingereicht wurden. Die Jury aus Zahnmedizinern und einem Vertreter der gesetzlichen Krankenversicherung wählte drei wegweisende Projekte aus.
Um den mit 10.000 Euro dotierten Wrigley Prophylaxe Preis hatten sich 16 Forschergruppen beworben. Am 13.11.2010 fand die Preisverleihung unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) im Rahmen des Deutschen Zahnärztetages in Frankfurt statt. Der Preisstifter Wrigley Oral Healthcare Programs fördert mit dem Wissenschaftspreis seit nunmehr 17 Jahren die Forschung und Umsetzung innovativer Programme in der präventiven Zahnmedizin.
Wir stellen die drei im Jahre 2010 ausgezeichneten Projekte vor:
Erster Platz: Mit Intensivprophylaxe Angst vor dem Zahnarzt abbauen
Den ersten Platz (Dotierung: 5.000 Euro) belegte das Team um Professor Klaus Pieper aus Marburg – allen Akteuren in der Gruppenprophylaxe als Autor der Epidemiologischen Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe bekannt. Seine Arbeitsgruppe zeigte, dass besonders Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen von einem selektiven Intensivprophylaxe-Programm in der Schule profitierten. Dieses umfasste neben den üblichen schulzahnärztlichen Untersuchungen zweimal im Jahr Unterricht in Mundhygiene, gesunder Ernährung, Zähneputzen im Klassenverband und viermal pro Jahr eine Fluoridlack-Anwendung. Bei Studienende hatten die intensiv betreuten Sechstklässler halb so viel Karies wie die Kinder einer Kontrollregion und deutlich weniger Angst vor dem Zahnarzt. Offensichtlich wirkte die Beschäftigung mit den Zahngesundheitsthemen, aber auch die viermal jährliche schmerzfreie Fluoridtouchierung angstabbauend, schlussfolgern die Autoren. Allerdings unterschieden sich beide Gruppen bei Studienende nicht in Bezug auf ihr Wissen um Mundhygiene, Ernährung und Zahngesundheit. Die Autoren vermuten, dass der Studienzeitraum für eine nachhaltige Wissens- und Verhaltensänderung zu kurz gewesen sein könnte und fordern, Familien in sozial benachteiligten Lagen zusätzlich aufsuchend zu betreuen.
Zweiter Platz: Zähneputzen in der Schule
Im Rahmen einer Querschnittsstudie untersuchten Dr. Anja Treuner und Zahnmediziner an der Universität Greifswald den Zusammenhang zwischen Mundgesundheitskompetenz und gesundheitsförderndem Verhalten von Fünftklässlern mit unterschiedlichem sozioökonomischem Hintergrund. Sie wurden hierfür mit dem zweiten Platz (Dotierung: 3.000 Euro) ausgezeichnet. Die meisten Kinder kannten sich mit dem Thema Mundgesundheit gut aus. Ob die Kinder jedoch auch danach handelten, beispielsweise zweimal täglich die Zähne putzten und sich zahngesund ernährten, hing ganz wesentlich vom Bildungsniveau der Eltern, insbesondere der Mutter, ab. Um fehlende elterliche Gesundheitskompetenzen auszugleichen und allen Kindern die gleichen Gesundheitschancen zu ermöglichen, empfehlen die Autoren, regelmäßiges Zähneputzen in der Schule zu etablieren. Langfristig dürfte dies auch das hohe Kariesvorkommen in sozial bedingten Risikogruppen und die damit verbundenen Gesundheitskosten reduzieren helfen.
Dritter Platz: Karies im Milchgebiss muss behandelt werden
Für die gesunde Gebissentwicklung ihrer Kinder sind in erster Linie die Eltern verantwortlich. Um deren Mundgesundheitskompetenz frühzeitig zu stärken, evaluierte Dr. Julia Winter, Wilhelmshaven, gemeinsam mit dem Koautor Dr. Thomas Schneller, Hannover, eine mehrsprachige Elternbroschüre, die als Basis für Elternabendkonzepte dienen soll. Die Jury vergab hierfür den dritten Platz (Dotierung: 2.000 Euro). Knapp die Hälfte der angeschriebenen Eltern sendete den verschickten Fragebogen zurück. Informationsbedarf stellten die Autoren vor allem in puncto Fluorid und Fissurenversiegelung fest. Auch die Gefahr der Kariesübertragung auf den durchbrechenden Sechsjahresmolar, sofern er auf nicht sanierte kariöse Milchzähne trifft, war vielen Eltern nicht bekannt. Leider war aus der Rücksendung der anonymisierten Fragebögen nicht erkennbar, wie die Informationen bei Eltern aus sozial schwachen Schichten ankamen. Dr. Winter zufolge sollten die Themenbereiche zusätzlich einzeln für Elternabende aufbereitet werden, damit Eltern aus den verschiedensten sozialen Gruppen gezielt und persönlich angesprochen werden können.
Quelle: Wrigley Oral Healthcare Programs

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2010 (von links): Prof. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Prof. Dr. Klaus König (Jury, Nijmegen), Dipl.-Psych. Dr. Jutta Margraf-Stiksrud und Prof. Dr. Klaus Pieper (1. Platz, Marburg), Dr. Samar Alsoliman und Dr. Anja Treuner (2. Platz, Greifswald), Dr. Julia Winter (3. Platz, Wilhelmshaven), Prof. Dr. Thomas Attin (Jury, Zürich), Jutta Reitmeier (Wrigley Oral Healthcare Programs). Nicht im Bild: Prof. Dr.