04.06.2018
Bundesinstitut für Risikobewertung veröffentlicht Stellungnahme: „Für gesunde Zähne: Fluorid-Vorbeugung bei Säuglingen und Kleinkindern“
In einer Stellungnahme vom 31. Mai 2018 bekennt sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zur Fluoridnutzung für die Kariesprophylaxe bei Kleinkindern: „Die meisten Kinder haben heute gute Zähne. Bei Kleinkindern besteht in der Kariesprophylaxe jedoch noch Nachholbedarf. Dabei spielen Fluoride eine wichtige Rolle. Sie machen den Zahnschmelz widerstandsfähig und schützen ihn so vor Zahnfäule (Karies). Allerdings kann zu viel Fluorid in jungen Jahren Zähnen und Knochen auch schaden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist deshalb in einer Stellungnahme der Frage nachgegangen, wie man bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu einschließlich drei Jahren mit Fluoriden am besten Karies vorbeugt - und zugleich ein Zuviel vermeidet.“ Das BfR rät, nur eine Form der Fluoridprophylaxe anzuwenden: Sobald mit dem Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta begonnen wird, sollten keine Fluoridpräparate mehr eingenommen werden. Die nun veröffentlichte Stellungnahme ist für die Gruppenprophylaxe von hoher Bedeutung, da Akteurinnen und Akteure in Kitas immer wieder mit Menschen konfrontiert sind, die das Zähneputzen in der Kita mit fluoridierter Kinderzahnpasta mit Hinweis auf potentielle Risiken der Fluoridnutzung ablehnen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Leitlinien-Empfehlungen von Zahnärzten und Pädiatern zur Fluoridnutzung bei Kleinkindern war das BfR gebeten worden,
a) den Nutzen bzw. das Präventionspotenzial (und ggf. Effektgrößen) einer systemischen Kariesprophylaxe im Vergleich zu einer lokalen (durch Zahnpasta) bei Säuglingen und Kleinkindern auf die Kariesprävalenz im späteren Leben
sowie
b) die mit der jeweiligen Anwendung verbundenen Risiken für die Zielgruppe
zu bewerten.
Mit der nun veröffentlichten Stellungnahme ist klargestellt, dass dem Zähneputzen ab dem 1. Zahn mit der handelsüblichen Kinderzahnpasta (500 ppm) in der empfohlenen Menge nichts entgegensteht, auch wenn die Kinder, wovon auszugehen ist, die Zahnpasta verschlucken. Lediglich die parallele Einnahme von Fluoridsupplementen sollte dann nicht stattfinden. Damit sind den Empfehlungen der pädiatrischen Fachgesellschaften, die den Einsatz von Kinderzahnpasten wegen des Verschluckens erst ab dem 5. Lebensjahr angeraten haben, die Argumente genommen – ein wichtiger Schritt für die Prophylaxe der Frühkindlichen Karies in Deutschland!
Weitere interessante Aussagen in der Stellungnahme des BfR:
Wie hoch „dosiert“ sollte die Zahnpasta sein? Es gibt keine eindeutigen Belege dafür, dass eine Zahnpasta mit 500 ppm Fluorid (entspricht 0,05 % Fluoridanteil) weniger wirksam ist als eine mit 1000 ppm (0,1 % Fluorid).
Kritisch merkt das BfR an, dass es an belastbaren wissenschaftlichen Studien zu Nutzen und Risiken der Kariesvorbeugung durch Fluoridsupplemente mangelt. So fehlt eine repräsenta- tive Untersuchung für Deutschland, in der alle Einflüsse auf die Kariesentstehung wie -prävention ausreichend berücksichtigt werden.
Die komplette 36-seitige Stellungnahme, die den gesamten Forschungsstand aufbereitet hat, findet sich auf der Webseite des BfR unter diesem Link.
Autorin: Bettina Berg